... steht Moses, der Mann Gottes und Prophet. So beginnt ein bewegendes Gedicht von Dietrich Bonhoeffer. Meine Urlaubslektüre ist gerade  Was wären wir ohne Dietrich Bonhoeffer?

Das Buch enthält spannende Gespräche zwischen dem Herausgeber Uwe Schulz und Bonhoeffer-Kennern von Ehepaar Bethge, über Rainer Eppelmann, Siegfried Fietz, Jutta Weber bis Peter Zimmerling

Heute nun war ich selbst auf einem Gipfel, dem Wendelstein (1838m). Reichlich geschummelt, denn wir nahmen die Seilbahn bis auf 1724m . Eine Ersterfahrung für mich, bin ich doch - so weit ich mich erinnere - des öfteren im Sessellift, noch nie aber in einer Gondel auf einen Berg gefahren.

Die letzten gut 100 Höhenmeter galt es allerdings zu Fuß zu überwinden. Da merkte ich schon, wie lange ich keine Gipfel mehr erklommen habe. Es war ja ein gut gesicherter Wanderweg, aber doch steil mit vielen Serpentinen und Stufen. Oben anzukommen ist dann eben doch ein erhabenes Gefühl.

In der Reflektion des Tages - in Kombination mit meiner aktuellen Lektüre - klingt aber jenes prophetische Gedicht von Bonhoeffer in meinen Ohren in dem Bonhoeffer im September 1944 bereits sein eigenes Ende beschreibt... Er hatte damals auf ein verändertes Deutschland gehofft, für das er bereit war, selbst schuldig zu werden, aber auch, sein Leben zu lassen.

Und ich denke an die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland, den Zulauf zu fremden- und behindertenfeindlichen Parteien - die doch sehr die Zeit Bonhoeffers ins Gedächtnis zwingen. Und lasse das Wort des Pfarrers und Politikers Rainer Eppelmann in mir nachklingen: Ein unpolistischer Christ ist Jesus ungehorsam. Ich denke, das gilt für Gesellschaftspolitik und Kirchenpolitik gleichermaßen.

Und so klingen die Worte Bonhoeffers in meinen Ohren:

Auf dem Gipfel des Gebirges steht
Mose, der Mann Gottes und Prophet.

Seine Augen schauen unverwandt
in das heilige gelobte Land.

»So erfüllst Du, Herr, was Du versprochen,
niemals hast Du mir Dein Wort gebrochen.

Deine Gnade rettet und erlöst,
und Dein Zürnen züchtigt und verstößt.

Treuer Herr, Dein ungetreuer Knecht
weiß es wohl: Du bist allzeit gerecht.

So vollstrecke heute Deine Strafe,
nimm mich hin zum langen Todesschlafe.

Von des heiligen Landes voller Traube
trinkt allein der unversehrte Glaube.

Reich dem Zweifler drum den bittren Trank,
und der Glaube sagt Dir Lob und Dank.

Wunderbar hast Du an mir gehandelt,
Bitterkeit in Süße mir verwandelt,

läßt mich durch den Todesschleier sehn
dies mein Volk zu höchster Feier gehn.

Sinkend, Gott, in Deine Ewigkeiten
seh mein Volk ich in die Freiheit schreiten.

Der die Sünde straft und gern vergibt,
Gott, ich habe dieses Volk geliebt.

Daß ich seine Schmach und Lasten trug
und sein Heil geschaut - das ist genug.

Halte, fasse mich! Mir sinkt der Stab,
treuer Gott, bereite mir mein Grab.«