Anlässlich ihrer Graduierung zur Musiktherapeutin hielt Claudia gestern eine der studentischen Antworten. Dafür hatte sie 5 Minuten Zeit und das bedeutete kürzen, kürzen, kürzen...

Bei den Überlegungen, ob sie Musiktherapie studieren sollte, ließ sie z.B. diesen Absatz weg...

Sollte das neben dem Dienst in Gemeinde gehen? Nochmal berufsbegleitend studieren? Neben allen Anforderungen in Beruf und Familie in Friedensau studieren, wo mein Mann nie ein Verhältnis zu einer Studentin haben wollte, wie wir augenzwinkernd munkelten.

Dahinter steckt nicht nur das "Augenzwinkern", sondern liegen auch massive Herausforderungen, die wir im privaten und beruflichen Umfeld zu bewältigen hatten. Aber auch die Rollenkonfusionen in Friedensau waren nicht unproblematisch, hatte doch Claudia hier über Jahre hinweg als Theologin einen Lehrauftrag zu Spiritualität in Musiktherapie und Beratung ausgeführt. Jetzt war sie auf einmal Kommilitonin für Studierende, die sie ein Jahr zuvor noch unterrichtet hatte. Auch die Mutmaßung, sie nutze ihre Sonderstellung als  Frau des Prorektors, die tatsächlich überflüssig - weil falsch - war, erschwerte manches tatsächlich erheblich. 

Mit der Entscheidung weiter, bzw. wieder zu studieren, habe ich mich auf Veränderung eingestellt.

Auch dieser Satz fiel der Kürzung zum Opfer. Ist aber bedeutsam. Claudia hat sehr wohl Veränderungen in Kauf genommen. Und das hat ihr gut getan. Ich bin stolz darauf, dass sie mit fast 50 Jahren diesen Schritt gewagt hat - und das gesamte Studium, trotz all der Corona-Einschränkungen und anderen Begrenzungen durchgezogen hat.

Gar nicht in der Rede erwähnt wurde die Masterthese, die Claudia geboren hatte. Sie selbst sagt von ihr, sie war für ihren persönlichen Prozess und Erkenntnisgewinn als Musiktherapeutin "Gold wert".  Das Studium von Bergen von Büchern (buchstäblich - ich habe noch keine Masterthese mit so umfangreichem Literaturverzeichnis gesehen), hat sie "nachgenährt" manches wett gemacht, was in ihrem Studium coronabedingt auf der Strecke geblieben war. Die 14 Interviews, die vom Umfang her weit über das die üblichen 3 - 5 in qualitativen Masterthesen hinaus geht, brachten nicht nur neue Einsichten, sondern vor allem auch spannende Begegnungen ... und manchmal auch sehr Menschliches zutage.

Meine geliebte Claudia, manches blieb in deiner Rede ungesagt. Manches darf auch ungesagt bleiben.  Aber das darf jeder wissen, der diesen Blog liest: ich bin unglaublich stolz auf dich. Segen deinem Dienst mit dem Medium Musik!

 

Claudias Rede beginnt bei 1:45:00 mit Einführung durch den Rektor Roland Fischer