Der Beitrag über Martin und Käthe hat mich verführt, mal wieder in Erinnerungen zu stöbern. "Tante" Käthe (ja, so wurden die Erzieherinnen damals genannt) war Leiterin der Kindertagesstätte Rotbuche, in der meine Mutter arbeitete und ich spielte.

Ja, das ist lange her ... sehr lange ... Aber die Erinnerungen sind noch da. Ich weiß, wo sie wohnte: mit dem 14er Bus, ein paar Stationen vor Tegel aussteigen, nächste Straße rechts, letztes Haus, rechte Seite.  Als ich Jahre später mal in der Gegend war und sie aufsuchen wollte ... war ein anderes Klingelschild an der Tür. Es war offensichtlich zu spät für einen Besuch. Aber ihre Mutter ... das weiß ich noch ... war steinalt geworden.

Die Mutter, mit der Tante Käthe gemeinsam wohnte, hatte einen Papagei (oder war es ein Wellensittich?), der voll Inbrunst krächzte "Käthe, Kaffee kochen, Besuch ist da!" sobald es an der Tür klingelte. Vielleicht stammt daher meine Freude an Alliterationen. Sonst erinnere ich mich an keine Worte des Vogels - oder der alten Dame, wohl aber an ihren gütigen Augen, und dass sie manchmal strickte.

Tante Käthe selbst lud mich gerne zu sich nach Hause ein - sie hatte an dem Sohn ihrer Mitarbeiterin einen Narren gefressen, keine Ahnung warum. Vielleicht aus Mitleid? Sohn einer alleinerziehenden Mutter war damals schon irgendwie Mitleid erregend. Vielleicht auch, weil Locken sich zu Locken fanden? Oder weil sie selbst unverheiratet und kinderlos war. Ich erinnere sogar dunkel, dass es regelrechte Konkurrenzen zwischen Tante Käthe und meiner Oma (die Stiefmutter meiner Mutter) gab, zu wem ich denn nun gehen und wann ich wo übernachten durfte. Lange her. Als meine Mutter nicht mehr in der Rotbuche arbeitete, verlor sich der Kontakt. Keine Ahnung, ob es dafür "Gründe" gab.  Inzwischen kann ich niemanden mehr fragen ... alle tot.

Aber die Liebe bleibt ... sagt Paulus, nicht ich. Und er hat Recht. Deshalb tut es mir manchmal auch so weh, dass ich mich nie bei Tante Käthe bedanken konnte...