Ich bereite gerade einen Workshop für das HOPE Camp vor. Das Thema lautet Ein zweiter Frühling? Ein wiederverheirateter Witwer stellt sich der Diskussion.  Dazu habe ich heute - für heute - ein Gedicht verfasst, das den C`s in meinem Leben gewidmet ist.

Das Gedicht beschreibt die Sinnlichkeit von Trauer und der Hinwendung zum Leben ohne den Schmerz zu negieren. Die Schrift ist klein - es gibt gerade Größeres in dieser Welt. Die Reimform mag altbacken sein - immerhin werde ich dieses Jahr noch 65... Aber die Botschaft spricht von einem Sowohl-als-auch, statt eines Entweder-oder:  Schmerz und Lebensfreude. Trauer ist dem Leben zugewandt. Darin unterscheidet sie sich von Depression. Zeit braucht es auch ... aber doch so viel mehr.

Es ist Teil meiner eigenen Trauerarbeit am achten Todestag meiner geliebten Carol und Teil meiner Freude über das neue Leben mit Claudia. Dieses Sowohl-als-auch, dieser zweite Frühling ist ein Geschenk, für das ich jeden Tag aufs Neue meinem Herrn von Herzen dankbar bin.

 

Zeit heilt nicht alle Wunden,
es braucht viel mehr als Zeit,
und es gibt Tage, Stunden,
in denen alles schreit,
in denen schmerzen Narben,
da braucht es Schokolade
und sanft gedeckte Farben
und ganz viel Schaum beim Bade.

Zeit heilt nicht alle Wunden,
es braucht viel mehr als Zeit,
es braucht viel Extrarunden
geduld’ger Zärtlichkeit,
und Menschen, die mich halten,
mich ganz in Ruhe lassen,
Erinnerung verwalten,
ganz leise es erfassen.

Zeit heilt nicht alle Wunden,
es braucht viel mehr als Zeit,
und will ich ganz gesunden,
mach ich mich auch bereit,
die Trauer zu erlauben,
so sehr die Tränen fließen,
an Zukunft noch zu glauben,
den Frühling zu genießen.

 Falls du das Gedicht weitergeben möchtest, wäre ich für eine Quellenangabe dankbar. Eine kommerzielle Nutzung des Textes ist ausdrücklich untersagt.