Apfelbaum

Zu den zahlreichen Geschenken, mit denen uns liebe Menschen anlässlich unserer Hochzeit bedacht haben, gehört auch ein Apfelbäumchen, das ich heute einpflanzen durfte.

Ein Apfelbaum ist immer symbolträchtig - seit Adam und Eva davon naschten (gut, die Frucht ist umstritten, vielleicht war es doch eine Mango). Mir fällt beim Apfelbaum am ehesten der Spruch ein, der Luther nachgesagt wird:

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

Gut, mutmaßlich stammt der Satz nicht wirklich von Luther, aber der Wert des Satzes wird deshalb nicht geringer.  Man könnte es auch abstrakter formulieren:

Hoffnung hindert Handeln nicht.

Aber mir gefällt die Bildersprache - sie ist so augenfällig und einprägsam. Vor allem wenn man selbst tatsächlich ein Apfelbäumchen in die Erde buddelt. Genau das ist heute geschehen. Liebe Freunde hatten uns ein Apfelbäumchen und ein Pflaumenbäumchen für unseren Garten geschenkt. Andere Freunde hatten uns geholfen, einen Platz dafür zu finden und Loch auszuheben. Heute nun wurden die Bäume geliefert und ich durfte sie einbuddeln, einschlämmen, wie man das eben so macht (okay - ich habe keine Ahnung von Gärtnerarbeiten, konnte mir aber Ratschläge einholen). 

Dabei dachte ich an Luthers Apfelbäumchen und z.B. an Friedensau, wo ein Handvoll Adventisten vor bald 120 Jahren ein riesiges Grundstück kauften und Wahnsinnsgebäude errichteten, die über 100 Jahre stehen, zwei Weltkriege und manche Stürme (buchstäblich und im übertragenen Sinne) überlebt haben. Dabei glaubten sie fest daran, sie würden die Wiederkunft ihres Herrn noch leibhaftig erleben. Luthers Apfelbäumchen. Die Theologische Hochschule Friedensau lebt heute von den Äpfeln dieses Baumes. So wünsche ich mir Adventismus, Christen im Advent - in Wiederkunftshoffnung.

Und so stelle ich mir das Apfelbäumchen in Wüstenjerichow vor - der Wüste, wie die Einheimischen sagen: als Hoffnungsträger, als Zeichen blühenden Lebens - mitten in der Wüste am Rande des Flämings, eine Oase am Wegrand unseres Lebens, mitten in Dürre und Trockenheit, die wir wohl alle hier und da erleben.  So ist dieses Apfelbäumchen auch ein Symbol für das Projekt, von dem Claudia und ich gemeinsam träumen:

Die Gebetsoase

Hier sollen Menschen Einkehr und Ruhe finden, Zeit zum Hören, Lesen, Betrachten finden, innehalten, sich segnen lassen, laudieren lernen, auf Gott hören...  Klar, das Projekt steht noch ganz am Anfang und benötigt viele Unterstützer.  Aber Hoffnung pflanzt eben Apfelbäumchen - auch wenn es gar keinen "Sinn" zu machen scheint. So mühen wir uns als Wartende - auch im Sinne meines Lieblingstheologen des 20. Jahrhunderts Dietrich Bonhoeffer:

Mag sein, dass die Welt morgen untergeht, doch erst dann wollen wir die Arbeit für eine bessere Welt niederlegen, vorher nicht.

 

So möchte ich leben. In der Vorweihnachtszeit, zu jeder Zeit.

 

Wir wünschen eine hoffnungsfrohe Adventszeit!