Da gibt es diese sprachlosen Momente. Da passiert etwas, und einem fehlen die Worte. Uns ging es gestern als Ehepaar so.

Vor zwei Wochen hatten wir Gottesdienst im SCHALOM-Haus. „Meine Augen sehen stets auf den Herrn“, so stand es über dem Sonntag. Wir hatten einen Teil im Gottesdienst, in dem Einzelne etwas über Ihre Taufe erzählen konnten. Taufverse wurden zitiert. Auch ich gab meinen Taufvers weiter und erzählte, dass ich am Abend vorher meine Taufkarte gesucht hätte. Erfolglos. Irgendwie muss sie durch den Umzug gut verstaut noch irgendwo liegen. Mich selbst hat das umgetrieben. Meine Dokumente habe ich in der Regel gut beieinander und ich kann mich recht gut erinnern, wo Dinge liegen. Die Taufkarte war nicht auffindbar. Mir selbst ein Rätsel. Selbst im Keller bin ich die Kisten durchgegangen, auch wenn es mir sehr unwahrscheinlich war, meine Taufkarte dort zu finden. Ich habe sie gesucht, weil sie mir wichtig ist, mir was bedeutet. Daher ist sie gerahmt und ich wusste genau, wo sie vor dem Umzug stand. Mein Mann und ich erinnerten uns. Suchten. Fanden sie nicht.

TaufkarteUnd dann gab es gestern diesen Moment, der uns sprachlos sein ließ. Ich malte und schrieb zum Predigttext für heute aus Johannes 9: Die Heilung eines Blindgeborenen. Glaubensblindheit. Mein Mann kam zu meinem Schreibplatz. Er betrachtete meine Arbeit. Wir umarmten uns anschließend. Und er sah meinen Taufvers: Da hing er - seit Wochen an der Wand! Im anderen Kontext. Bewusst mit anderen Bildern zusammengehängt – und dann: übersehen. Seit Wochen. Wo wir nicht überall gesucht hatten! Wir sahen ihn nicht, obwohl er offen vor unseren Augen hing. Wir hatten das Bild hier an der Wand nicht wahrgenommen, stattdessen in Kisten und Schubladen gesucht. Blind. Andre würden sagen, „wir hatten Tomaten auf den Augen“. Und gestern: unerwartet. Gefunden. Berührt. Gesehen. Erklären konnten und können wir uns das nicht. Doch ich bin von Herzen dankbar!