So schrieb ich heute Morgen in meiner Gebetsmail. Jede Woche schreibe ich diese Gebetsmail und schicke sie an zwei Freundinnen.

Seit Jahren tun wir das Woche für Woche. In der Regel. Wir berichten uns aus unserem Leben. Halten Rückschau. Geben Anteil. Erzählen von Plänen und Träumen. Jede Mail endet mit einer Liste von Dank- und Fürbitteanliegen. Denn wir begleiten einander im Gebet. Diese Mails sind ein schönes Ritual geworden über die Jahre. Neben meinen Tagebüchern ein wichtiger Punkt für Reflektion und Klärung. Einander Anteil geben, Dinge in Sprache zu bringen, hilft Gedanken und Gefühle zu präzisieren. Und es ist gut zu wissen, dass andere mitbeten. Konkret. Wir einander das Herz öffnen können.

„Es ist Erinnerung. Und jeder Moment einmalig.“ Das war heute auch ein reicher Blick in die Gegenwart. Am Wochenende war ich mit meinem Mann in Hamburg. „Hamburg, meine Perle“, so die Redewendung. Als wir uns vor zwei Jahren kennenlernten, war eine meine ersten Aussagen in unserer Beziehung, dass ich ortsgebunden sei. Hamburg zu verlassen war undenkbar. Damals lag gerade der G 20 Gipfel hinter uns. Tiefe, prägende Erfahrungen, die der Sommer 2016 mit sich brachte. Nicht nur in meiner Geschichte, in meinem Leben und der Entscheidung mich auf die Suche nach einem Mann zu machen. Auch der G 20 Gipfel hatte mich bewegt in 2016. Intensive Gebetszeiten, zerstörte Straßenzüge, brennende Autos, Polizeiaufgebot, Gespräche und Beziehungen. Damals war mir meine Liebe zu Hamburg so sehr bewusst. Hier gehörte ich hin. Die Schanze. Da war mein Herz. In Altona. Und nur einige Wochen später, im Urlaub, die Entscheidung meinen Mann zu suchen. Vor zwei Jahren, die Fragen, wie ich ihn kennenlerne. Diesen Mann, den ich im Internet gefunden hatte. Vor einem Jahr das Hochzeitsfest in Altona. Am 18.08. Und jetzt am Wochenende der Besuch bei Freunden und Gemeinde, an Orten, die uns was bedeuteten.

„Wir sind zurück aus Hamburg und hatten dort ein gutes Wochenende. Für mich war mehrfach deutlich, dass dieses Kapitel abgeschlossen ist. Gut so. Es war schön einige Leute zur treffen und zu sprechen – doch diese Freunde hätten wir auch sonstwo besucht. Mehr als um den Ort ging es um die Begegnungen. Das war gut wahrzunehmen“, so schrieb ich heute Morgen in der Gebetsmail.

Bereits am Freitag, als wir in Hamburg einfuhren, hatte ich den Eindruck, der bloßen Erinnerung. Die Skyline von Hamburg ist mir vertraut und es ist schön sie zu sehen. Aber hier bin ich nicht mehr zu Hause. Durch Altona schlendern, war vertraut. Gezielt ein paar Geschäfte ansteuern, um schnell was zu besorgen. Toll. Franzbrötchen zu genießen. Vegan. Wunderbar. Wahrzunehmen, was neu ist: die Mülleimer, der Müller, die Eissorten. Straßensperrungen, Umleitungen, Staus – kennen wir hier auch. Gibt es überall.

Was es nicht überall gibt, sind Freunde. Vertraute. Menschen, mit denen sich offen reden lässt. Denen ich mein Herz öffnen kann. Die gibt es in Hamburg. Doch besuchen würde ich sie auch andererorts. Die einen ziehen auch bald weg, da waren wir zum letzten Mal in ihrem Zuhause. Da werden wir uns beim nächsten Besuch neu orientieren. Auch in der Wohnung. Jeder Moment ist einmalig, so, wie jede Begegnung. Besonders diese, die von Herz zu Herz gehen. Da entdecken wir unser Foto bei Freunden. Welch Wertschätzung. Da gibt es das „Frühstücksei“ in Kiwi-Form. Kreative Freunde, die sich was einfallen lassen, um uns Gutes zu tun. Da ist die freudige Umarmung des Bruders aus dem Iran, der sich von Herzen freut uns wiederzusehen. Ein reicher Schatz: Freunde. Menschen, mit Herz. Die machen auch die Fahrt nach Hamburg einmalig und wertvoll. Jedesmal.

Als vor einem Jahr Familie und Freundeskreis mit uns in Hamburg feierten, haben sie unser Leben reich gemacht. Dieses Hochzeitsfest vor einem Jahr, im Kreise der Menschen, die uns nahe stehen, hat diesen 18.08.18 zu einem besondern Tag gemacht. Sich gestern daran in Altona zu erinnern, war schön. Doch die Einmaligkeit des Tages nicht zurück zu holen. Der Tag gestern war wieder ganz einmalig. Ein neuer Tag, mit Freunden und Begegnungen. Ein neuer Tag, der mein Leben reich macht mit Erfahrungen und Erinnerungen. Und von denen will ich mehr sammlen. Mit meinem Mann, mit Freunden, Menschen die mir begegnen. Heute. Hier. Und anderswo. - mach mich nämlich gleich wieder auf den Weg...