vierzig

Am 15. September 1981 begann ich als junger Absolvent von Newbold College meinen pastoralen Dienst in den Berliner Adventgmeinden Zehlendorf und Nikolassee.

Frisch aus den Flitterwochen ging es los - unter Anleitung des legendären Willie Schulz, der in Zehlendorf eine lebendige Teestube aufgebaut hatte, in der sich junge Erwachsene trafen, sich bei Tee austauschten und diskutierten und mit dem Evangelium konfrontiert wurden. Verantwortlicher Mentor war Wilfried Meier, erfahrener Pastor, mit dem ich auch später viele Jahre eng zusammenarbeiten durfte.

Die Zeit in Zehlendorf und Nikolassee war geprägt von Pfadfinder- und Jugendarbeit. Gut zwei Jahre später wurde ich zurück nach Newbold College und dann zur Andrews University entsandt, um mich weiterzubilden und den damals sehr beliebten Abschluss "Master of Divinity" zu erlangen. Während des Aufenthaltes in den USA nutzte ich die Gelegenheit zu einer Klinischen Seelsorgeausbildung (KSA)  am Universitätskrankenhaus von Chicago. Mein Berliner Chef, Gerd Eiteneier, hörte davon und teilte mir mit, dass ich nach meiner Rückkehr im Krankenhaus Waldfriede als Seelsorger und Jugendpastor eingesetzt würde. Sechs wunderbare folgten - einschließlich enger Zusammenarbeit mit Wilfried Meier, Klaus Schmitz, Lothar Wilhelm und anderen, klinischer Seelsorgeausbildung in München und einem Fernstudium in Beratung, das mir meine seelsorgerlichen Kompetenzen  erweiterte, aber eben auch Lust auf mehr machte.

Als ich für einen Kurs im Rahmen des Studiums in die USA fliegen musste, nutzte ich die Gelegenheit, mich umzuschauen, welche Weiterbildungsmöglichkeiten in den USA für den Bereich Seelsorge und Beratung zur Verfügung stünden. Die Reise führte mich über Maryland, Virginia, Minessota und Georgia zu den seinerzeit renommiertesten Universitäten in dem ersehnten Fachbereich. Voller Begeisterung kam ich zurück ... und bekam prompt einen Dämpfer von meiner Frau. Wir hatten damals drei kleine Kinder!  Wie stellte ich mir das vor - Promotionsstudium in den USA?

Ein Jahr später waren wir als gesamte Familie in den USA und ich studierte am Loyola College in Maryland (heute Loyola University), promovierte in Rekordzeit zwei Jahre später mit einem Doctor of Philosophy in Pastoral Counseling. Wie das möglich war? Vereinigung und Verband meiner Freikirche haben mich für diesen Studiengang ein Jahr lang gefördert - mit der Argumentation, "wir fördern lieber vier Pastoren oder Pastorinnen für ein Jahr, als einen für vier Jahre, der dann womöglich für den Dienst vor Ort gar nicht mehr zur Verfügung steht." Die Division hatte mich damals zwar ermutigt, einen Antrag auf Förderung zu stellen - diesen dann aber nie bearbeitet. Es hieß, jemand anderes sei in Förderung. So musste das zweite Studienjahr selbst finanziert werden. Dank Unterstützung meiner Mutter und eigener Ersparnisse, wurde auch das geschafft.

Nach unserer Rückkehr war die Wende überall zu spüren. Waldemar Blume, mein neuer Chef in Berlin, wollte möglichst viele Pastoren aus dem Westen in den Osten, und Pastoren aus dem Osten in den Westen versetzen, um das Zusammenwachsen von Ost und West in unserer Freikirche schneller voran zu treiben. So wurde mein nächster pastoraler Auftrag der Bezirk Berlin Süd-Ost, mit den Adventgemeinden Adlershof, Köpenick und Woltersdorf. Ein relativ kurzer Zwischenstopp, denn die erworbenen Fähigkeiten sollten sich im Advent-Wohlfahrtswerk in Beratungsstellen für Ehe-, Familien-, Lebensberatung entfalten, später dann in Lehraufträgen an der Theologischen Hochschule Friedensau, zu der ich dann 2004 komplett wechselte. Von 2008 - 2014 führte mich eine besondere Vereinbarung mit einer halben Stelle an meine alma mater - Newbold College. Hier lehrte ich praktische Theologie, während ich mit der anderen halben Stelle das MA in Counseling Programm leitete. 

In all dieser Zeit blieb ich durchgängig im Herzen und in Berufung Pastor - einschließlich der jeweils üblichen kirchlichen Beglaubigungen, die ich durchgängig seit 1981 trug. Der Tod von Carol war wohl der tiefste Einschnitt in meinem Dienst, die Heirat von Claudia so etwas wie eine neue Berufung, wenn auch nicht im pastoralen Gemeindedienst.

Dass mein Dienstjubiläum nun doch erst einmal ausfällt, liegt am Anstellungsverhältnis. Weil ein Jahr beim Promotionsstudium selbst finanziert war, wird es von der Dienstzeit abgezogen. Aber im pastoralen Dienst bin ich tatsächlich seit 40 Jahren. Und das ist gut so.