Schönebeck, so erzählt man sich, war im Dritten Reich die erste "judenreine" Stadt in Deutschland. Die jüdischen Mitbürger wurden vertrieben, deportiert, ermordet. Heute erinnert ungewöhnlich viel an jüdisches Leben in Schönebeck.
Unser Sabbatnachmittagspaziergang hat uns heute zum jüdischen Friedhof von Schönebeck geführt. Einem unauffälligen, kleinen, umzäunten und abgeschlossenem Grundstück zwischen großer Brücke über die Bahnanlagen, Industrieanlagen und Wohngebiet. Nur der Davidsstern am normaler Weise verschlossenen Tor lässt erahnen, um was für ein Gelände es sich handelt. Zu unserem Erschrecken ist gerade heute die Gärtnerfirma vor Ort und fleißig damit beschäftigt, den Rasen zu mähen und Gestrüpp zu beschneiden. Nein, dem Gärtner ist sein Fauxpas nicht bewusst, als wir ihn darauf ansprechen, was für ein Tag ist. Er habe es in der Woche nicht mehr geschafft und auch nicht in den Feiertagskalender geschaut. Aber er lässt die Pastorin des SCHALOM-Hauses, der ehemaligen jüdischen Synagoge von Schönebeck und mich, ihren "Herrn Pastorin" eintreten und so können wir einen kurzen Blick auf die Gedenktafel werfen, die am Kopfende des schmalen Grundstückes angebracht ist.

Wenn heute jüdisches Leben in Deutschland wieder bedroht ist, jüdische Friedhöfe für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben oder gar unter Polizeischutz gestellt werden, dann bin ich sprachlos, empört, beschämt.